Spezielles

Die Aufnahme Bambergs in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt im Jahr 1993 ist nicht nur eine wichtige Auszeichnung für die Stadt, sondern stellt auch einen Akt von internationaler Bedeutung dar. Denn Bamberg steht damit offiziell in einer Reihe mit den kulturell herausragendsten Städten und besonders schützenswerten Objekten in aller Welt, wie zum Beispiel den Altstädten von Venedig oder Damaskus, den ägyptischen Tempeln von Abu Simbel, den Ruinen des griechischen Olympia, der Chinesischen Mauer oder dem Nationalpark Yellowstone in den USA.

Altenburg

Jakobsberg und Altenburgberg vom Dachreiter der Michaelskirche aus
© by Peter Ruderich

Die offizielle Charakterisierung Bambergs als Weltkulturerbe lautet:

Die Altstadt Bambergs repräsentiert in einzigartiger Weise die auf frühmittelalterlicher Grundstruktur entwickelte mitteleuropäische Stadt. In dem historischen Stadtbild mit seinen zahlreichen Monumentalbauten aus dem 11. bis 18. Jahrhundert - eine Synthese aus mittelalterlichen Kirchen und barocken Bürgerhäusern wie Palästen - sind architekturgeschichtliche Momente lebendig geblieben, die das ganze Europa betrafen. Die Baukunst in Bamberg wirkte über Mitteldeutschland bis nach Ungarn und zeigte enge Verbindungen zu Böhmen in der Barockzeit. Das “fränkische Rom” an der Regnitz bildet ein Stadtensemble von höchster Rarität, in dem der Dom und die Alte Hofhaltung, das Böttingerhaus wie das vom Fluss umspülte Alte Rathaus oder die Häuserzeilen von “Klein Venedig” besonders spektakuläre Attraktionen sind.

Das Gebiet, das von der UNESCO in die Welterbeliste eingetragen wurde, umfasst drei ältere Siedlungszentren, die vereinigt wurden, als die Stadt gegründet wurde:

  • die Bergstadt, also Dom mit Domfreiheit und ehemaliger Residenz des Fürstbischofs, die Immunitäten St. Michael, St. Jakob, Matern, St. Theodor und St. Stephan sowie das bürgerliche Gebiet mit der Pfarrkirche “Zu Unserer lieben Frau” und der ehemaligen Häckersiedlung auf dem Kaulberg.

  • die Inselstadt, definiert durch die beiden Regnitzarme, die spätestens im 12. Jahrhundert mit einem Markt und einer Art Vorstadt gegründet wurde.

  • und die Theuerstadt, wohl eine frühmittelalterliche Handelssiedlung, um die sich später Gemüsegärten mit verstreuten Häusern und weitem, offenen Gelände bildeten.

Mühlwörth

Blick über den linken Regnitzarm auf das Mühlwörth

Bis heute hat sich diese frühmittelalterliche Grundstruktur erhalten, da sich auch die Nutzungen der jeweiligen Stadtgebiete über die Jahrhunderte nicht wesentlich verändert haben:

Der Domberg und große Bereiche des Berggebietes stehen immer noch in enger Verbindung mit kirchlichen Funktionen, die Inselstadt dient weiterhin dem Wohnen wie dem Handel und die Gärtnerstadt liefert auch heute noch Gemüse auf den Markt.
Mit der Auszeichnung “Weltkulturerbe” ist nicht nur die durchaus kostspielige Verpflichtung zur Erhaltung und Bewahrung dieses Erbes in Bestand und Wertigkeit verbunden, wie dies die Unesco-Charta definiert, sondern damit ergeben sich auf der anderen Seite auch zahlreiche positive Aspekte: die Attraktivität als Reiseziel ist enorm gesteigert worden - der Titel ist in der Tat ein guter Werbeträger; der Bamberg über die Masse anderer romantisch wirkender Altstädte hinaus hebt. Auch für die Einwohner der Stadt selbst ist das Bemühen um die Erhaltung der historischen Bausubstanz von Vorteil, denn die Auszeichnung durch die Unesco ist einer der wichtigsten, inzwischen wahrscheinlich sogar der bedeutendste der “weichen” Standortfaktoren für die wirtschaftliche Entwicklung Bambergs.
Das Leben an historischen Orten fordert natürlich nicht nur vom Staat besondere Zuwendungen, auch der einzelne Bürger ist davon betroffen. So wird die Verkehrsführung in einer noch mittelalterlichen Stadtstruktur, wie in Bamberg, die Autofahrer nicht befriedigen können und auch die Besitzer vieler historischer Objekte müssen sich kreativ mit mittelalterlichen oder barocken Wohnsituationen arrangieren. Aber gerade solch ein individuelles und vielfältiges Stadtbild hat seinen besonderen Reiz!
Neben Bamberg gibt es allein in Deutschland mittlerweile weitere 37 Einzelbauten, Ensembles und Städte, die als unersetzliches Welterbe von außergewöhnlichem universellem Wert Aufnahme in die Liste der besonders schützenswerten Kulturdenkmäler und Naturstätten gefunden haben.

St. Gangolf

Ehemaliger Chorherrenhof “Pankrazhöflein” mit der Stiftskirche St. Gangolf

Zum Wortlaut der Weltkulturerbe-Charta der Unesco siehe hier.

Zur Vertiefung sei für Interessierte auf folgende Literaturauswahl zum Thema Bamberg bzw. Weltkultur- und -Naturerbe hingewiesen:

  • Bamberg. Die Altstadt als Denkmal. Denkmalschutz Modernisierung Sanierung. Hrsg. von der Stadt Bamberg. München 1981.

  • Fischer, Manfred F. Weltkulturerbe. Eine Gefahr für die gegenwärtige Denkmalpflege. In: BundesBauBlatt, Fachzeitschrift für Wohnungswirtschaft und Bauverwaltung 1988, H. 10

  • Breuer, Tilmann und Reinhard Gutbier Stadt Bamberg - Innere Inselstadt, München 1990 (= Die Kunstdenkmäler von Bayern, Oberfranken 7)

  • Eidloth, Volkmar Bamberg Stadt Denkmal. Dokumentation einer Ausstellung der Schutzgemeinschaft “Alt-Bamberg” e. V. 24. Januar bis 24. Juli 1988. Bamberg 1990.

  • Denkmalkunde in Bamberg. Eine Ausstellung des bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in München/Seehof und des Historischen Museums Bamberg 4. 4. - 16. 4. 1990. Bamberg 1990 (Schriften des Historischen Museums Bamberg 15).

  • Jahnz, Michaela (Red.) Das Weltkulturerbe in Berlin und Brandenburg: Rettung oder Verfall? : Aspekte der Kulturerhaltung im Raum Berlin- Brandenburg, hrsg. von der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen, Landesverband Berlin, Berlin 1993 (= UN-Forum 1993,1)

  • Lübeck Altstadt Weltkulturerbe. Lübeck 1993 (Denkmalpflege in Lübeck 1).

  • Bamberg - Weltkulturerbe, hrsg. von der Pressestelle der Stadt Bamberg. Bamberg 1994 (Schriften der Stadt Bamberg 9).

  • Kestel, Fritz Die Altstadt Bambergs wird in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen. Randbemerkungen zu einem großen Thema In: Jahresbericht der Bamberger Gästeführer 4 (1994), S. 13-15.

  • Ruderich, Peter Stadtdenkmal und Weltkulturerbe Bamberg. In: Jahresbericht der Bamberger Gästeführer 4 (1994), S. 15-20.

  • Das Weltkulturerbe. Deutschsprachiger Raum. Hrsg. von Hans-Christian HOFFMANN, Dieter KELLER und Karin THOMAS. Köln 1994.

  • Veser, Thomas Schätze der Menschheit. Kulturdenkmäler und Naturparadiese unter dem Schutz der UNESCO. Stuttgart 1995.

  • Marte, Hans Das Weltkulturerbe. Symbol einer globalen Identität. Festvortrag anläßlich der Generalversammlung der Österreichischen Gesellschaft für Kulturgüterschutz am 13. November 1996, Wien, 2. Aufl. 1999 (= Schriften der Österreichischen Gesellschaft für Kulturgüterschutz 4)

  • Breuer, Tilmann und Reinhard Gutbier Stadt Bamberg - Bürgerliche Bergstadt, München/Berlin und Bamberg 1997 (= Die Kunstdenkmäler von Bayern, Oberfranken 6)

  • Unser Weltkulturerbe [im deutschsprachigen Raum]. Hrsg. von Hans-Christian HOFFMANN, Dieter KELLER und Karin THOMAS. Köln 1998.

  • Göbel, Peter Das Naturerbe der Menschheit. Landschaften und Naturschätze unter dem Schutz der UNESCO. Das gesamte Naturerbe in einem Band. Stuttgart 1997, 2. Aufl. 2000.

  • Breuer, Tilmann Das Weltkultur- und -naturerbe und Bamberg. In: Bericht des Historischen Vereins Bamberg 136 (2000), S. 15-32.

  • Dengler-Schreiber, Karin Fünf Jahre Weltkulturerbe Bamberg - Bilanz und Perspektiven. In: Jahrbuch Weltkulturerbe Bamberg 1 (2000/01), S. 106-108.

  • Dippold, Günter Das Erbe annehmen. In: Jahrbuch Weltkulturerbe Bamberg 1 (2000/01), S. 6-10.

  • Gschwind, Michaela Bamberg und das UNESCO-Weltkulturerbe der Menschheit. In: Jahrbuch Weltkulturerbe Bamberg 1 (2000/01), S. 113-117.

  • Hengelhaupt, Uta Bamberg Old Town. Report for International Conference "Cultural Heritage at Risk - Cultural heritage management for the next millenium" - Bambergs Altstadt. Bericht für die Internationale Konferenz “Kulturerbe in Gefahr - Kulturerbe-Management für das nächste Jahrtausend”. UNESCO, Paris 23.-24. September 1999. In: Jahrbuch Weltkulturerbe Bamberg 1 (2000/01), S. 109-112.

  • Becker, Thomas Der Limes zwischen Rhein und Donau. Ein Bodendenkmal auf dem Weg zum UNESCO-Weltkulturerbe, Stuttgart 2001 (= Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg 44)

  • Beck, Nordwin (Hrsg.) Mittelrheinische Natur- und Kulturlandschaft. Weltkulturerbe der UNESCO. Die Entwicklung der Umwelt und die Gestaltung des Tourismus, Koblenz 2002 (= Schriften des Arbeitskreises Landes- und Volkskunde 1)

  • Breuer, Tilmann, Reinhard Gutbier und Christine Kippes-Bösche Stadt Bamberg - Immunitäten der Bergstadt 1: Stephansberg. München/Berlin und Bamberg 2001 (= Die Kunstdenkmäler von Bayern, Oberfranken 5/1)

  • Breuer, Tilmann, Reinhard Gutbier und Christine Kippes-Bösche Stadt Bamberg - Immunitäten der Bergstadt 2: Kaulberg, Matern und Sutte. München/Berlin und Bamberg 2001 (= Die Kunstdenkmäler von Bayern, Oberfranken 5/2)

  • Czysz, Wolfgang / Schmidt, Wolfgang Der römische Limes auf dem steinigen Weg zum Weltkulturerbe. In: Das Archäologische Jahr in Bayern 2001, Stuttgart 2002, S. 84-87

  • Prigge, Walter (Hrsg.) Bauhaus, Brasilia, Auschwitz, Hiroshima. Weltkulturerbe des 20. Jahrhunderts. Modernität und Barbarei, Berlin 2003 (= Edition Bauhaus 12)

  • Bender, Stephan Das Projekt Weltkulturerbe Limes. Chance für ein strukturelles Element der deutschen Kulturlandschaft. In: Kulturlandschaft (2005), S. 305-317

  • Bernecker, Roland Das UNESCO-Weltkulturerbe. Zur Genese eines Völkerrechtsvertrags, Paderborn 2005 (= Paderborner Universitätsreden 99)

  • Gebeßler, August Zum Umgang mit Weltkulturerbe. In: Gaier, Martin / Bernd Nicolai und Tristan Weddingen (Hrsg.): Der unbestechliche Blick. Lo sguardo incorruttibile. Festschrift zu Ehren von […​] Wolfgang Wolters, Trier 2005, S. 139-144

  • Henger, Erika UNESCO-Weltkulturerbe und die Auswirkungen auf die regionale Entwicklung - das Beispiel Kloster Maulbronn, Kaiserslautern 2006 (Materialien zur Regionalentwicklung und Raumordnung 17, zugleich technische Universität Kaiserslautern, Diplomarbeit 2005)

  • Frisch, Stephan (Redaktion) TaschenAtlas Welterbe [Weltkulturerbe, Weltnaturerbe, Weltdokumentenerbe], Gotha/Stuttgart 2007

  • Wrba, Ernst / Neumann-Adrian, Edda und Michael Deutschlands Weltkulturerbe. Eine Reise zu allen Unesco-Stätten, München 2007.

  • Breuer, Tilmann , Reinhard Gutbier und Peter Ruderich Stadt Bamberg - Immunitäten der Bergstadt 3: Jakobsberg und Altenburg, Bamberg und München/Berlin 2008 (= Die Kunstdenkmäler von Bayern, Oberfranken 5/3)

  • Breuer, Tilmann, Christine Kippes-Bösche und Peter Ruderich Stadt Bamberg - Immunitäten der Bergstadt 4: Michelsberg und Abtsberg, Bamberg und Berlin/München 2009 (= Die Kunstdenkmäler von Bayern, Oberfranken 5/4)

  • Welterbe-Manual. Handbuch zur Umsetzung der Welterbekonvention in Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Schweiz, hrsg. von den UNESCO-Kommissionen Deutschlands, Luxemburgs, Österreichs und der Schweiz, 2. Auflage Bonn 2009

  • Gunzelmann, Thomas Stadt Bamberg - Stadtdenkmal und Denkmallandschaft 1: Stadtentwicklungsgeschichte, Berlin/München 2012 (= Die Kunstdenkmäler von Bayern, Oberfranken 3,1)

  • Gunzelmann, Thomas Stadt Bamberg - Stadtdenkmal und Denkmallandschaft 2: Stadtdenkmal, Berlin/München 2012 (= Die Kunstdenkmäler von Bayern, Oberfranken 3,2)

  • Exner, Matthias Stadt Bamberg - Domberg 1. Das Domstift, Berlin/München 2014 (= Die Kunstdenkmäler von Bayern, Oberfranken 4,1.1 und 4,1.2)

  • Exner, Matthias und Peter Ruderich Stadt Bamberg - Theuerstadt 1. Untere Gärtnerei und nordöstliche Stadterweiterungen, Berlin/München 2019 (= Die Kunstdenkmäler von Bayern, Oberfranken IX/7,1.1 und 7,1.2)

  • Gunzelmann, Thomas, Volker Rößner und Peter Ruderich Stadt Bamberg - Theuerstadt 2. Stift St. Gangolf, obere Gärtnerei und östliche Stadterweiterungen, Berlin/München 2023 (= Die Kunstdenkmäler von Bayern, Oberfranken IX/7,2.1 und 7,2.2), Berlin/München 2023 (in Druckvorbereitung)